Bei den Autobauern lief das Geschäft - und für Conti vor allem wichtig - auch die Produktion deutlich besser als in den Vorjahresmonaten. Das dürfte insgesamt einen Schub gegeben haben, auch wenn noch nicht alle Probleme rund um Chipversorgung und regionale Covid-Lockdowns in China vom Tisch sind.
Bauchschmerzen dürfte dem Management vor allem weiter die Lage rund um Kostensteigerungen bei Energie, Rohmaterialien und in der Logistik machen. Conti hat dafür 2022 Mehrkosten gegenüber dem Vorjahr in Höhe von 3,5 Milliarden Euro einkalkuliert.
Im zweiten Quartal war Conti in die roten Zahlen gerutscht, weil die hohen Kosten zusammen mit Abschreibungen in der Autozuliefersparte und für die Russland-Geschäfte das Ergebnis belasteten. Aber in der Autozulieferung hatten die Hannoveraner auch operativ einen Verlust eingefahren. Finanzchefin Katja Dürrfeld hatte von einem "orkanartigen" Gegenwind gesprochen, aber für das zweite Halbjahr Besserung angekündigt.
Unter anderem spricht das Unternehmen mit Kunden darüber, wie die gestiegenen Kosten über höhere Preise an diese weitergegeben werden können. Im ersten Halbjahr hatte das Unternehmen Dürrfeld zufolge in der Autosparte die Hälfte der selbstgesteckten Ziele für Kostenweitergabe über Preiserhöhungen erreicht.
Immerhin: Im Reifenbereich laufen die Geschäfte angesichts der Umstände weiter ordentlich, wenn auch vielleicht nicht ganz so rosig wie von vielen Investoren erhofft. Der italienische Konkurrent Pirelli konnte jüngst massiv von höheren Verkaufspreisen profitieren. Wie Conti die Sache vor dem anlaufenden Wintergeschäft sieht, wird die Anleger interessieren.
Sorgen macht Conti-Chef Setzer auch die Compliance im Unternehmen. So wurden unlängst Qualitätsprobleme bei Industrieschläuchen bekannt, bei dem Mitarbeiter wohl entsprechende interne Testergebnisse verfälscht haben. So gingen neben Schläuchen für Klimaanlagen auch Betankungs-, Wasser- und Dampfleitungen an die Kunden, die nicht den vereinbarten Kriterien entsprachen. Der direkte wirtschaftliche Schaden dürfte sich zwar in Grenzen halten - das betroffene Werk der Kunststofftechniktochter Contitech in Korbach trug 2021 mit der Schlauchproduktion einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag zum Konzernumsatz bei. Ob das Thema bei den Kunden aber nicht einen faden Nachgeschmack hinterlässt, ist bislang offen.