Conti zwischen Boom und Gegenwind

Hannover. Der Reifenhersteller und Autozulieferer Continental dürfte im ersten Quartal vom Boom seiner Kunden aus der Autobranche profitiert haben. Dabei ist allerdings nicht alles Gold, was glänzt –im margenschwachen Geschäft mit Antriebssträngen senkte der drittgrößte Autozulieferer weltweit jüngst die Prognosen, weil mehr Geld in Elektroantriebe gesteckt werden soll.

Außerdem rechnet Conti bei seinem Gewinnbringer, der Reifensparte, in diesem Jahr mit Gegenwind bei den Rohstoffpreisen. Ob sich dieser schon niederschlägt, wird sich womöglich in den Eckdaten zum ersten Quartal zeigen, die der Dax-Konzern an diesem Freitag vor der Hauptversammlung präsentiert.

Die vom Unternehmen befragten 18 Analysten rechnen im Schnitt mit einem Umsatzplus von 7 Prozent auf 10,5 Milliarden Euro. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern dürfte dagegen nur um 5,5 Prozent auf 1,16 Milliarden Euro zulegen, weil die im Jahresvergleich deutlich höheren Kautschukpreise in der Reifensparte für einen Rückgang des operativen Gewinns von rund 3 Prozent sorgen dürften.

In der Autozuliefersparte sollte es den Schätzungen zufolge allerdings ein deutliches Ergebnisplus von fast einem Fünftel geben. Unter dem Strich steht den Experten zufolge ein Gewinnplus von rund 4 Prozent auf 760 Millionen Euro nach Minderheitsanteilen.

Spannend wird auch, wie Vorstandschef Elmar Degenhart und Finanzchef Wolfgang Schäfer die weiteren Aussichten auf dem Rohstoffmarkt beurteilen. In der Jahresprognose sind rund 500 Millionen Euro Gegenwind durch höhere Rohstoffkosten eingerechnet.

Die Kautschukpreise sind aber nach einem Hoch Anfang Februar zuletzt wieder deutlich gefallen. Experte Michael Punzet von der DZ Bank hält die aktuelle Prognose vor diesem Hintergrund für "zunehmend konservativ". Die Reifensparte steht bei Conti für 40 Prozent des Umsatzes, aber für zwei Drittel des operativen Gewinns.

In der Autosparte kommt den Hannoveranern vor allem zugute, dass die deutschen Autobauer mit kräftigem Rückenwind ins Jahr gestartet sind –Daimler, BMW und der VW-Konzern meldeten jeweils deutliche Gewinnsteigerungen. 2016 hatte Conti von den Kunden in der Branche Aufträge für insgesamt 35 Milliarden Euro eingesammelt.

Nicht ganz rund läuft es aber in der Autosparte im Geschäft mit Teilen rund um den Antriebsstrang. Angesichts sinkender Dieselanteile und dem erwarteten Aufschwung des Elektromotors will Conti mehr Geld in die Entwicklung der Elektrokomponenten stecken.

Das kostet in den kommenden Jahren zusätzlich 300 Millionen Euro, weswegen der Konzern in den Renditezielen des Antriebsgeschäfts bis 2019 nun die Elektroantriebe ausklammert. Bis 2021 soll der Umsatz mit den elektrifizierten Komponenten dafür dann aber von zuletzt 130 Millionen Euro auf 1 Milliarde Euro klettern.

Konzernweit peilt Conti im laufenden Jahr bei konstanten Wechselkursen einen Umsatz von mehr als 43 Milliarden Euro an und eine bereinigte Umsatzrendite von über 10,5 Prozent. (dpa/mer)

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