Wie viele Arbeitsplätze hängen in Deutschland direkt am Diesel?
Hofmann: Von 880 000 Beschäftigten im Fahrzeugbau sind etwa 320 000 Menschen im Antriebsstrang tätig. Während für die Otto-Motoren die Zulieferer weitgehend schon nach Osteuropa abgewandert sind, findet in Deutschland mehrheitlich noch sehr viel Diesel-Produktion statt. Wir schätzen daher, dass über 200 000 Arbeitsplätze vom Diesel abhängen, wenn man die gesamte Wertschöpfungskette betrachtet.
Bemerken Sie bereits erste Folgen der Diesel-Verunsicherung? Ist schon Kurzarbeit geplant?
Noch nicht. Aber vor allem die auf Diesel-Komponenten spezialisierten Zulieferer sind schon deutlich betroffen vom Absatz-Rückgang auf dem deutschen Markt. Und wir merken es vor allem beim Investitionsverhalten. Gibt es noch Entwicklungsaufträge für Motoren? Was wird in zukünftige Beschäftigung investiert? Da ist eine allgemeine Zurückhaltung deutlich sichtbar. Im Moment werden in einigen Werken - als eine Vorstufe zur Kurzarbeit - die Arbeitszeitkonten geleert. Daher brauchen wir möglichst schnell wieder Rechtssicherheit in Sachen Diesel. Der Kunde muss wissen, unter welchen Umständen er mit welchem Fahrzeug in Zukunft wohin fahren kann. Solange diese Frage weiter schwebt und sich die Politik um Antworten rumdrückt, wird es diese Unsicherheit um die Beschäftigung weiter geben.
Ist es sinnvoll, eine Jahreszahl für das Ende des Verbrennungsmotors festzulegen?
Das halte ich für Humbug. Wir wissen gar nicht, wie sich der Verbrennungsmotor weiterentwickelt. Auch Erdgas, synthetische Kraftstoffe oder vielleicht doch noch die Brennstoffzelle könnten zu Optionen werden. Wir bewegen uns in einem technologieoffenen Prozess, in dem es darum geht, die saubersten Fahrzeuge zu produzieren. Und zwar bitte in einer Gesamtbetrachtung über den ganzen Produktions- und Lebenszyklus und nicht nur bei dem, was aus dem Auspuff kommt.