Die größer gewordene Skepsis war bereits Ende Januar bei der Vorstellung der vorläufigen Unternehmenszahlen spürbar. Jetzt ist es amtlich: Der Autozulieferer Bosch steigt nicht in die Fertigung von Batteriezellen ein. "Bosch wird auch in Zukunft Zellen zukaufen und diese dann veredeln", sagte der zuständige Geschäftsführer Rolf Bulander am Mittwoch in Stuttgart.
Man gehe davon aus, dass die Batteriezelle zu einem standardisierten Massenprodukt werde, das man verstehen, aber nicht zwingend selbst produzieren müsse. "Eine Zellfertigung ist für unseren Erfolg nicht ausschlaggebend", sagte Bulander. Die extrem hohen Investitionen, die notwendig wären, seien zu risikobehaftet, daher habe man im Gesamtinteresse des Unternehmens entschieden, auf die Fertigung zu verzichten. (Lesen Sie hier den Kommentar: Mutige Entscheidung)
Bosch verzichtet aber nicht nur auf eine eigene Fertigung, sondern verabschiedet sich auch aus der Forschung. So soll das im Jahr 2015 übernommene amerikanische Start-up Seeo, das viel versprechende Ansätze für eine Festkörper-Batterie entwickelte, verkauft werden.
Bulander geht davon aus, dass diese Technologie, die mit doppelter Energiedichte und halben Kosten der heutigen Zelle auf Lithium-Ionen-Basis weit überlegen wäre, Mitte des nächsten Jahrzehnts in die Massenproduktion gehen könnte. "Der Aufwand aber wäre ähnlich, und in einem Unternehmen streiten sich Technologien nun mal um die finanziellen Ressourcen", so Bulander.
Auch das bestehende Gemeinschaftsunternehmen mit GS Yuasa und Mitsubishi zur Erforschung verbesserter Lithium-Ionen Zellen soll nicht mehr weiter fortgeführt werden.
Stattdessen will Bosch ein Kompetenzzentrum für Batteriesysteme aufbauen, in dem mehrere Hundert Mitarbeiter gebündelt werden sollen. Für die Zelle soll aber nur noch so viele Forscher verbleiben, wie notwendig sind, um die Technologien und Anforderungen zu verstehen und auf Augenhöhe mit Zuliefern verhandeln zu können.