Das von Großbritannien angestrebte Verbot von Verbrennungsmotoren vom Jahr 2030 an wird den Wandel der Autobranche aus Sicht von Branchenexperten zusätzlich beschleunigen. Damit schwenke ein großer Markt auf Elektromobilität um - "und das ist wiederum ein Signal an den Kontinent und an die Hersteller", sagte Autoexperte Stefan Bratzel der Deutschen Presse-Agentur. "Wenn so ein großer Markt relativ schnell eine Wende einläutet, dann kann das einen Dominoeffekt auslösen."
Ähnlich äußerte sich Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer. Das Ende des Verbrennungsmotors im Pkw werde Stück für Stück kommen, sagte er der dpa. "Von daher sollten wir auch in Deutschland alles dafür tun, so schnell wie möglich die Anpassung und Umstellung auf das Elektroauto voranzubringen. Es bringt nichts, auf einem totgerittenen Gaul in die Zukunft gehen zu wollen." Der britische Herstellerverband SMMT sprach angesichts der Regierungspläne von einer Herkulesaufgabe und mahnte zusätzliche Hilfen an: "Um den Markt vollständig zu elektrifizieren und die Produktionsbasis und Arbeitsplätze zu sichern, benötigen wir mehr als ein willkürliches Datum."
Der britische Premierminister Boris Johnson will von 2030 an den Verkauf von Dieselwagen und Benzinern verbieten. Der Verkauf von Hybrid-Modellen soll bis 2035 erlaubt bleiben. 1,3 Milliarden Pfund sollen in die Lade-Infrastruktur fließen und knapp 600 Millionen in Kauf-Anreize für umweltfreundliche Fahrzeuge. Die Pläne sind Teil eines Gesamtpakets, mit dem Johnson bis 2030 zwölf Milliarden Pfund (etwa 13,4 Milliarden Euro) in grüne Projekte investieren will. Die Bundesregierung wiederum will die deutschen Autohersteller in der Klima- und Corona-Krise mit zusätzlichen drei Milliarden Euro stützen und so den Wandel zur Elektromobilität fördern. Geplant sind weitere Kaufprämien sowie ein Fonds zur Unterstützung der Branche.