Der Autobauer BMW hat im vergangenen Quartal trotz der Engpässe bei Elektronikchips deutlich mehr Gewinn eingefahren. Zwar rechnet der Konzern damit, dass ihn die schwierige Situation bei den Halbleitern über dieses Jahr hinaus beschäftigen wird - derzeit können die Münchener aber die negativen Auswirkungen auf Produktion und Absatz dank guter Neu- und Gebrauchtwagenpreise mehr als wettmachen. Analysten hatten bereits einen Gewinnanstieg in den Monaten Juli bis September auf dem Zettel, aber nicht in der nun erreichten Größenordnung.
Die BMW-Aktie stieg am Mittag um gut ein Prozent auf den höchsten Stand seit Juli. BMW hatte bereits Ende September die Prognose für die wichtige Autosparte erhöht und dabei von einem insgesamt positiven Umfeld berichtet, woraus Anleger bereits ihre Schlüsse zum dritten Quartal ziehen konnten. Das Papier hat in diesem Jahr allerdings deutlich weniger zulegen können als die direkten Rivalen von Daimler und Volkswagen.Das Zahlenwerk falle solide aus, schrieb Jefferies-Analyst Philippe Houchois in einer ersten Reaktion. Dass BMW besser abgeschnitten habe als erwartet, liege vor allem am Ergebnis der Finanzsparte. Die Fortsetzung der positiven Preiseffekte für Neu- und Gebrauchtwagen sowie ein günstiger Produktmix hätten das geringere Absatzvolumen überkompensiert, schrieb JPMorgan-Analyst Jose Asumendi.BMW verdient trotz weniger Absatz deutlich mehr
Unter dem Strich stieg der Überschuss im dritten Quartal im Jahresvergleich um über 42 Prozent auf 2,58 Milliarden Euro, wie der Dax-Konzern mitteilte. Grund war unter anderem ein starkes Abschneiden der Finanzsparte, die von hohen Gebrauchtwagenpreisen profitiert - Leasingrückläufer können damit am Markt teurer verkauft werden als gedacht. Die Finanzsparte verdiente operativ fast eine Milliarde Euro und damit mehr als doppelt so viel wie vor einem Jahr. Auch das Beteiligungsergebnis am chinesischen Joint Venture BBA konnte zulegen.
Aber auch in der Autosparte steigerte BMW das operative Ergebnis: Die von Anlegern viel beachtete Marge vor Zinsen und Steuern legte um 1,1 Prozentpunkte auf 7,8 Prozent zu und damit stärker als im Schnitt von Analysten erwartet. Dabei spielten BMW hohe Neuwagenpreise in die Hände. Die gute "Preisdurchsetzung" wolle das Unternehmen auch in Zukunft beibehalten, sagte Finanzchef Nicolas Peter in einer Telefonkonferenz, auch wenn sich die Gewinndynamik im vierten Quartal leicht abschwächen dürfte. Dann würden neben höheren Investitionen auch höhere Steuervorauszahlungen zu Buche schlagen.Die Branche hat derzeit damit zu kämpfen, die Versorgung mit Elektronikchips sicherzustellen. Das liegt vor allem an zwischenzeitlichen Corona-Lockdowns in Asien, wo große Chipfertiger produzieren. Aber auch die Engpässe im Welthandel sorgen für Probleme, weil Häfen ausgelastet und Schiffskapazitäten knapp und teuer sind.Doch das eingeschränkte Angebot an Autos sorgt bei hoher Nachfrage in der Konjunkturerholung für steigende Verkaufspreise. BMW sprach neben höheren Preisen auch von einem vorteilhaften Produktmix - soll heißen: Die Kunden greifen auch vermehrt zu teureren Autos wie etwa SUVs.
Ein Segen sei die Halbleiterkrise aber "definitiv nicht", sagte Peter. Das Unternehmen habe mehr Aufträge, als derzeit bedient werden könnten. Das Thema Chips werde BMW voraussichtlich auch bis in die zweite Jahreshälfte 2022 begleiten. Schlüssel dazu, weiter gute Ergebnisse einzufahren, sei die Preisdurchsetzung.Im Konzern erwirtschaftete BMW vor Zinsen und Steuern im vergangenen Quartal einen Gewinn von 2,88 Milliarden Euro, ein Plus von rund der Hälfte und mehr als von Analysten geschätzt. Der Konzernumsatz legte trotz gesunkener Auslieferungszahlen um 4,5 Prozent auf 27,5 Milliarden Euro zu.In den drei Monaten hatte die Stammmarke BMW rund 10 Prozent weniger Autos ausgeliefert als im Vorjahr - womit die Münchener aber deutlich besser dastanden als die Rivalen von Mercedes und Audi, die deutlich größere Dämpfer hinnehmen mussten. Eins ist den Anbietern, dass sie das nicht auf eine Nachfrageschwäche zurückführen, sondern allein auf Lieferprobleme. In der Branche trifft der Chipmangel die Zulieferer auch stärker als die Hersteller, die von steigenden Preisen am Markt eher profitieren.
BMW baut derzeit seine Palette an rein elektrisch betriebenen Autos aus. Nach dem schon seit einigen Jahren angebotenen Kleinwagen i3 hatte BMW schon den SUV iX3 auf den Markt gebracht, nun folgen diesen Monat mit dem Flaggschiff-SUV iX und dem sportlicheren i4 die nächsten Modelle. Die Auftragseingänge für die beiden neuen Autos seien weltweit erfreulich hoch, hieß es.In zwei Jahren will BMW 25 elektrifizierte Modelle anbieten, 13 davon vollelektrisch. Der Absatz von reinen Batteriefahrzeugen soll bis 2025 jährlich im Schnitt um mehr als 50 Prozent steigen. In den ersten neun Monaten hat BMW 59.688 reine Elektroautos verkauft und damit mehr als doppelt so viele wie vor einem Jahr. Inklusive der Plug-in-Hybride mit Mischantrieb verdoppelte das Unternehmen den Absatz nahezu auf 231.575 Autos.
BMW-Chef Oliver Zipse hat die Elektrostrategie zuletzt etwas nachgeschärft. Große Profiinvestoren aus den USA haben angesichts verschärfter Emissionsvorgaben vor allem die Marschrichtung von Autobauern bei Elektroautos im Blick. Allerdings besteht Zipse nach wie vor auf der strategischen Technologieoffenheit - er will Brennstoffzellen genauso wenig abschreiben wie Verbrenner in manchen Weltregionen. Er sehe in diesem Jahrzehnt noch einen großen Markt für Plug-in-Hybride, sagte er.(dpa/gem/mer)Lesen Sie auch:
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