München. In China ebbt das Turbo-Wachstum ab, in Russland ächzt der Automarkt unter den Folgen der Ukraine-Krise und in Brasilien wird die PS-Branche aus ihren Wachstumsträumen gerissen. Auch der Oberklasse-Primus BMW bekommt die Verwerfungen auf den großen Automärkten der Welt zu spüren. Trotzdem dürften die Münchner am Mittwoch (18. März) erneut Rekordzahlen für das abgelaufene Jahr vorlegen. Und schon eine knappe Woche zuvor könnte der Konzern erneut Eckdaten und den Vorschlag für die Dividende bekanntgeben. Mit einem Ausblick rechnen Experten aber erst zur Bilanzvorlage nächste Woche.
Beim Absatz backen die Münchner indes schon kleinere Brötchen. Nach acht Prozent im Vorjahr dürften die Verkaufszahlen dieses Jahr nur im niedrigen einstelligen Prozentbereich wachsen. Trotzdem erwarten Analysten laut der Nachrichtenagentur Bloomberg knapp 84 Milliarden Euro Umsatz für 2015. Für das abgelaufene Jahr haben sie einen Anstieg von vier Prozent auf 79,3 Milliarden Euro auf dem Zettel.
Vor Steuern dürfte der Gewinn sogar im zweistelligen Bereich auf knapp neun Milliarden Euro geklettert sein. BMW hatte sich einen deutlichen Anstieg um rund zehn Prozent zum Ziel gesetzt. In das Vorsteuerergebnis fließt auch der Gewinn aus dem Gemeinschaftsunternehmen in China ein. Der weltgrößte Automarkt ist der wichtigste Erfolgsgarant der Branche - allerdings müssen sich die Hersteller dort vom halsbrecherischen Wachstumstempo der letzten Jahre verabschieden.
Das bekam BMW in der zweiten Jahreshälfte bereits zu spüren. Weil die Nachfrage speziell nach großen Modellen abflaute, gerieten die Preise dieser Renditebringer unter Druck. Damit sich die Autos nicht auf den Höfen der Händler türmen und mit hohen Rabatten in den Markt gedrückt werden, verschifften die Münchner sogar einige für China bestimmte Neuwagen in andere Länder.
Doch auch in einstigen Hoffnungsmärkten wie Russland oder Brasilien läuft das Geschäft anders als erwartet. "Bumm hat's gemacht und vorbei war es mit diesen schönen Plänen", sagte Konzernchef Norbert Reithofer vergangene Woche auf dem Genfer Autosalon mit Blick auf die Planungen für Russland.
Vom grundsätzlichen Kurs konnte das BMW bislang aber nicht abbringen. Der Überschuss dürfte auch 2014 trotz hoher Kosten für neue Abgasvorschriften, Investitionen in die Elektromobilität und der Entwicklung rund um das vernetzte Auto gestiegen sein. Analysten rechnen mit etwa zehn Prozent Plus auf knapp unter sechs Milliarden Euro. Das sollte sich auch in der Dividende niederschlagen: Am Markt wird eine Anhebung von 2,60 auf 2,95 Euro je Stammaktie erwartet.
Für Konzernchef Reithofer ist es die letzte große Bilanzvorlage am BMW-Steuer. Er macht zur Hauptversammlung am 13. Mai Platz für den aktuellen Produktionsvorstand Harald Krüger. Der 49-Jährige galt schon lange als Kronprinz im Konzern und soll den Autobauer durch die digitale Zukunft mit vernetzten, selbstfahrenden Wagen führen. (dpa-AFX/gem)