Seit mehr als einem Jahr geht es nicht nur der Autoindustrie insgesamt schlechter, auch BMW hat turbulente Zeiten hinter sich. In diesem Jahr fiel den Bayern vor allem die milliardenschwere Rückstellung für eine drohende Kartellstrafe auf die Füße, zudem belasten hohe Vorleistungen für neue Modelle und Technik. Ganz nebenbei hat mit Oliver Zipse der ehemalige Produktionschef das Ruder im Vierzylinder übernommen und den glücklosen Krüger abgelöst.
Die drängendste Frage der Anleger wollte BMW bislang nicht beantworten, nämlich wann der Konzern wieder die so lange als Richtschnur geltende Marge von 8 bis 10 Prozent im Autobau erreichen kann. Für Aussagen zum kommenden Jahr sei es noch zu früh, gab sich Finanzchef Nicolas Peter bisher vorsichtig. Derzeit forciert der Konzern aber schon einmal seine Modelloffensive im Luxussegment, weil dort hohe Renditen locken.
Zudem sieht es derzeit danach aus, als könnte die europäische Autoindustrie die seit langem diskutierten höheren Einfuhrzölle in die USA vermeiden. So bezeichnete US-Handelsminister Wilbur Ross Strafzölle auf Autoimporte aus Europa und Asien als vermeidbar. Am härtesten wären davon Daimler und BMW betroffen gewesen.
In China läuft es trotz der dortigen Marktabkühlung weiter rund. Zum einen hat BMW mit seinem Premiumangebot nicht so arg mit den Rückgängen im Massenmarkt zu kämpfen, Geschäftskunden und wohlhabende Chinesen ließen sich bisher durch die Handelsstreitigkeiten mit den USA kaum vom Kauf von Oberklassefahrzeugen abbringen. Zum anderen greift, dass BMW mehr und mehr der stark nachgefragten SUV-Modelle auch in China baut und nicht mehr nur in den USA.
Im dritten Quartal verkaufte BMW weltweit gut 525.000 Autos der eigenen Stammmarke BMW und damit 3,6 Prozent mehr als vor einem Jahr - allerdings vor allem dank China. Das chinesische Geschäft zeigt sich bei BMW aber nicht im Umsatz und dem Ergebnis vor Zinsen und Steuern. Die Gewinne der chinesischen Beteiligungen weist BMW erst im Finanzergebnis aus.
Weil der vergleichsweise weniger CO2 ausstoßende Diesel bei den Verbrennern in Verruf geraten ist, kommt BMW jetzt mehr und mehr in Bedrängnis, die Emissionsziele der EU spätestens 2021 einzuhalten. In seiner Elektrostrategie setzte BMW auf den flexiblen Bau von Verbrennern, aufladbaren Mischantrieben (Plugin-Hybride) und reinen Batterieautos. Damit führt Zipse den Kurs seines Vorgängers fort. In den Weltregionen rechnet BMW mit sehr unterschiedlichen Anteilen der Antriebsarten, mit den höchsten Elektroanteilen in China und Europa.
Darüber hinaus muss Zipse das Sparprogramm umsetzen, mit dem bis Ende 2022 insgesamt 12 Milliarden Euro erzielt werden sollen. Ob er nicht noch einmal nachschärfen muss, wird sich auch in den Zahlen der kommenden Monate zeigen. Für BMW ebenfalls ein großes Thema ist die nach wie vor ungelöste Brexit-Frage. BMW baut den Mini im Stammwerk in Oxford und will künftig auch den Elektro-Mini unter anderem dort fertigen.