Der Münchener Premiumautobauer BMW sei empört über das Vorgehen der Stuttgarter Konkurrenz in Bezug auf die Vorwürfe möglicher Kartellabsprachen, schreibt die "Süddeutsche Zeitung". Aus Unternehmenskreisen hieß es, dass sich angesichts der Kartellvorwürfe bestimmte Kooperationsprojekte verzögern könnten. Offenbar will der Autobauer vorher abklopfen, ob bei neuen Kooperationen alles mit rechten Dingen zugegangen ist.
Einen Vorstandsbeschluss bei BMW gebe es zwar nicht, das Management wolle aber die Zusammenarbeit kritisch hinterfragen. Betroffen sind demnach mehrere Bereiche, unter anderem der gemeinsame Einkauf von Autoteilen bei Zulieferfirmen. Ein geplantes Tankstellennetz für Elektroautos könne sich verzögern.
Daimler-Chef Dieter Zetsche sagte in einer Telefonkonferenz, er rechne nicht damit, dass die Medienberichte zu möglichen Kartellvorwürfen große Auswirkungen auf Kooperationsgespräche unter den deutschen Autobauern hätten: "Selbstverständlich haben wir all diese Gespräche und Überlegungen im existierenden Rechtsrahmen angestellt", so Zetsche.
Ein BMW-Sprecher wollte die "Spekulationen" in der "Süddeutschen Zeitung" auf Anfrage nicht kommentieren.
Der ehemalige BMW-Mitarbeiter Helmut Becker – im Betrieb von 1974 bis 1997, unter anderem als Chefvolkswirt – hält die Kartell-Geschichte für aufgebauscht. In einem Interview mit der österreichischen Tageszeitung "Der Standard" sagte er: "Es gibt zwei Möglichkeiten. Die erste ist, dass der 'Spiegel', der die Geschichte um geheime Absprachen aufgedeckt haben will, über in der Branche stinknormale gemeinsame Arbeitskreise berichtet hat. Jetzt, in der Gurkenzeit des Hochsommers, wird die Story hochkatapultiert."