BMW-Chef Krüger rechnet mit mehr Allianzen

BMW-Chef Harald Krüger geht davon aus, dass es in Zukunft noch mehr Allianzen und Kooperationen in der Autoindustrie geben wird. "Die Digitalisierung verlangt neue Allianzen", denn "was an Anforderungen auf uns zukommt, ist schon ein gigantischer Sprung", sagte er am Dienstag auf dem Genfer Autosalon.

Unternehmen hätten damit die Chance, schneller und günstiger neue Kompetenzen aufzubauen und auch gemeinsame Standards schaffen. Die gemeinsame milliardenschwere Übernahme des Kartendienstes Here durch Audi, BMW und Daimler sei nur ein Beispiel. "In diesem Bereich sehen wir Allianzen, die früher nicht denkbar waren", sagte Krüger.

BMW ist nach Ansicht von Krüger groß genug, seine Zukunftsinvestitionen aus eigener Kraft zu bezahlen. Deshalb sei es wichtig, dass der Konzern weiterhin eine Gewinnmarge von acht bis zehn Prozent des Umsatzes erziele. Strategische Allianzen seien dennoch denkbar, weil man dann nicht alle Kompetenzen in neuen Bereichen allein aufbauen müsse. Das könnte unter es unter Umständen zu lange dauern, was einen Wettbewerbsnachteil bedeuten würde. "Das Rückgrat des Erfolgs ist eine Win-win-Situation für beide Seiten", sagte Krüger.

Zur Übernahme von Opel durch PSA sagte Krüger, Peugeot-Citroën und Opel seien keine direkten Konkurrenten von BMW. Der geplante Zusammenschluss betreffe andere Hersteller mehr.

Andere Topmanager sagen ebenfalls eine weitere Konsolidierung der Branche voraus: Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne etwa sagte auf dem Genfer Autosalon: "Ich habe keine Zweifel, dass zur gegebenen Zeit VW auftauchen könnte, um sich zu unterhalten." PSA und Opel zusammen bedrohten Volkswagen am meisten, weil sie gemeinsam die Nummer zwei auf dem europäischen Markt werden. Daimler-Chef Dieter Zetsche sagte, in Europa sei noch Fiat Chrysler übrig - alles andere sei schon gut verteilt.

Auch für Renault-Chef Carlos Ghosn ist es "keine Überraschung, dass die Konsolidierung in der Autoindustrie weitergeht". Zur Begründung verweist er auf die technischen Umbrüche und die dafür erforderlichen hohen Investitionen. Ob man Nummer eins, zwei oder drei auf dem Markt sei, sei unwichtig fürs Geschäft. Größe allein könne sogar schädlich sein, wenn Synergien nicht gehoben würden. Aber der Zugang zu gemeinsamen Plattformen und Technologien könne ein Gewinn für alle Beteiligten sein. Nur VW hat bisher kein Interesse an weiteren Fusionen oder Übernahmen: Ein Sprecher sagte, der Konzern habe sich selbst seit vielen Jahren strategisch aufgestellt. Mit ihren Marken habe die Volkswagen-Gruppe ein hervorragendes Portfolio.

Marchionne fordert seit Jahren Fusionen speziell unter den Autobauern, weil die Werke seiner Ansicht nach zu schlecht ausgelastet und die Entwicklungskosten der Branche zu hoch sind. Obwohl er im Sommer 2015 mit seinem Plan, Fiat-Chrysler mit General Motors zu fusionieren, am Widerstand von GM-Chefin Mary Barra gescheitert ist, hat er seine diesbezüglichen Pläne nicht aufgegeben. (dpa/swi)

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