BMW bangt um Pole Position in der Oberklasse

München. BMW muss um seinen Spitzenplatz in der Oberklasse zittern - ausgerechnet im 100. Jahr nach der Gründung. Die Münchner verbuchten im Jahr 2015 zwar erneut Rekordverkäufe - doch Mercedes-Benz holt dank etlicher neuer Modelle glänzender Verkäufe in China rasch auf.

Am Mittwoch der kommenden Woche (16. März) legt BMW seine Bilanz für das vergangene Jahr vor, bereits zuvor könnte der Konzern neue Eckdaten und den Vorschlag für die Dividende bekanntgeben. Mit einem Ausblick für das weitere Geschäft rechnen Experten aber erst zur Bilanzvorlage am kommenden Mittwoch.

13 von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragte Analysten erwarten beim Umsatz des Autobauers einen Zuwachs von gut 13 Prozent auf 91,2 Milliarden Euro. Ein Grund für den deutlichen Zuwachs ist aber nicht zuletzt der schwache Euro.

Das Absatzwachstum hatte sich zum Jahresende dagegen bereits abgeschwächt: Im Schlussquartal hatte der Konzernabsatz nur noch um rund 2,5 Prozent auf knapp über 600.000 Autos zugelegt. Dabei nahm die Dynamik vor allem in den wichtigen Märkten USA und China spürbar ab.

Der Gewinn vor Zinsen und Steuern dürfte den Analysten zufolge im vergangenen Jahr um etwa 4 Prozent auf 9,5 Milliarden Euro gestiegen sein. Morgan-Stanley-Analyst Harald Hendrikse rechnet im Auto-Geschäft mit einer operativen Marge (Ebit-Marge) von 8,6 Prozent - ein Prozentpunkt weniger als ein Jahr zuvor. Hendrikse erwartet im Schlussquartal einen vergleichweise niedrigen Beitrag aus China, wo der Erz-Konkurrent Daimler trotz Marktflaute kräftig wächst.

Daimler erreichte im Jahr 2015 eine operative Marge von 9,5 Prozent. Audi war im Jahr der Dieselaffäre beim Mutterkonzern Volkswagen bei dem wichtigen Wert von 9,6 Prozent deutlich auf 8,3 Prozent abgerutscht.

Den durchschnittlichen Schätzungen der Analysten zufolge wird unter dem Strich bei BMW ein Gewinnplus von knapp 7 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro stehen. Spannend wird, ob die Münchner in dem Jahr, in dem der Konzern 100. Geburtstag feiert, eine Sonderdividende ausschüttet. Equinet-Analyst Holger Schmidt glaubt dies schon angesichts des im Vergleich zur Konkurrenz schwächeren Geschäfts nicht.

Daimler sitzt den Münchnern immer mehr im Nacken: Die Kernmarke Mercedes-Benz erwischte bei den Verkäufen den deutlich besseren Start ins neue Jahr als die Kernmarke der Münchener.

Laut Equinet-Experte Schmidt braucht BMW Geld, um seine neue Strategie umsetzen zu können. Details zu dieser Strategie will BMW bei der Bilanzpressekonferenz vorlegen. Von den Münchnern wird ein Spagat erwartet, den der neue Chef Harald Krüger zu meistern hat: Sie sollen einerseits weiter viele lukrative Oberklasse-Wagen verkaufen, gleichzeitig muss der Autobauer aber mit immer anspruchsvolleren Umweltgesetzen fertig werden. (dpa-AFX/gem)