"Hallo, komm' rein. Wenn du den Stuhl gefunden hast, können wir anfangen." Vorsichtig tastet sich Jonas an einem Metallgeländer entlang durch die Dunkelheit. Am Ende steht ein Drehstuhl, Jonas setzt sich. Jetzt kann das Vorstellungsgespräch losgehen. Mit wem der 25-Jährige spricht, weiß er aber nicht. Sein Gegenüber sieht er auch nicht. Genauer gesagt, er sieht gar nichts.
Rund 250 Unternehmen wie Kaufland, Obi oder Ford präsentieren sich auf dem "Absolventenkongress" in Köln potenziellen Bewerbern. Teil der Jobmesse ist auch das sogenannte Blind Recruiting. Das testet der Discounter Aldi Süd. Bewerber und Personaler sitzen sich dabei in einer Blackbox in völliger Dunkelheit gegenüber.
"Es ist spannend", erzählt Jonas. "Man konzentriert sich nur auf die Stimme." Er sei auch gar nicht aufgeregt gewesen. Das könne aber auch daran liegen, dass er nicht wusste, wer ihm gegenüber sitzt.
"Wir wollen ein Gespräch ohne Vorurteile - weder vonseiten der Bewerber noch vonseiten des Unternehmens", erklärt Sabine Grobara, die das Konzept entwickelt hat. Im Alltag setze Aldi aber nicht auf Anonymisierung - also auf Bewerbungen ohne Foto, Name und Geschlecht. Die Blackbox sei erstmal nur ein Experiment.