Mannheim. Der weltgrößte Chemiekonzern BASF ist wegen Sondereffekten und Ergebniseinbußen bei Öl und Gas mit einem kräftigen Gewinnrückgang ins Jubiläumsjahr 2015 gestartet. In den ersten drei Monaten sank der Überschuss im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 19,8 Prozent auf 1,17 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Die größte Belastung ging von Rückstellungen für ein Aktienoptionsprogramm von Führungskräften aus. Zudem hatte BASF im Vorjahr von steuerfreien Sondererträgen aus einem Anteilsverkauf profitiert.
Der operative Gewinn (Ebit) vor Sondereffekten sank um 2,0 Prozent auf knapp 2,1 Milliarden Euro. Die Erlöse legten dank gestiegener Mengen in einigen Segmenten und positiver Währungseffekte um 2,8 Prozent auf rund 20,1 Milliarden Euro zu. Während BASF die Erwartungen der Analysten beim operativen Ergebnis und Umsatz leicht übertraf, verfehlte das Unternehmen sie beim Gewinn.
Die Resultate des Chemiekonzerns seien auf den ersten Blick durchwachsen, in puncto operativer Entwicklung aber besser, sagte ein Händler. Zudem seien die Ziele beibehalten worden. Die Aktie lag am Vormittag 0,25 Prozent im Plus.
Für das Gesamtjahr halten die Ludwigshafener an ihren Zielen fest:Demnach werden weiter ein leicht steigender Umsatz (2014: 74,32 Mrd Euro) und ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern sowie Sondereinflüssen auf Vorjahreshöhe (7,36 Mrd Euro) erwartet. Dabei gehen sie im Schnitt von einem Ölpreis zwischen 60 und 70 US-Dollar je Barrel und einem Kurs von 1,20 US-Dollar je Euro aus. Die weltweite Chemieproduktion soll um 4,2 Prozent wachsen. Das Unternehmen, das am Donnerstag in Mannheim zu seiner Hauptversammlung lädt, feiert in diesem Jahr sein 150-jähriges Bestehen.
"Unser Chemie- und unser Pflanzenschutzgeschäft haben sich sehr erfolgreich entwickelt; das Ergebnis stieg in diesen Segmenten kräftig an", sagte Unternehmenschef Kurt Bock. Im Segment Chemicals stieg das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sowie Sondereinflüssen um 21 Prozent auf 726 Millionen Euro, bei Performance Products - zu denen Spezialchemikalien gehören - wurde ein Plus von 21 Prozent auf 515 Millionen Euro erzielt.
Mehr verdiente BASF auch in der Sparte Functional Materials & Solutions, zu dem Katalysatoren, Farben und Bauchemikalien zählen. Das bereinigte operative Ergebnis legte dank einer starken Nachfrage in der Automobilindustrie um 39 Prozent auf 431 Millionen Euro zu. Einen Zuwachs von 13 Prozent auf 574 Millionen Euro verbuchte das Segment Agricultural Solutions, zu dem Pflanzenschutzmittel gehören.
Die Rückstellungen für das Aktienoptionsprogramm sorgten jedoch für einen Rückgang beim operativen Ergebnis. Das Ebit vor Sondereinflüssen weitete im Segment Sonstige den Verlust um 410 Millionen Euro auf 613 Millionen Euro aus. Der Umsatz in diesem Segment ging außerdem wegen eines Anteilsverkaufs Ende 2014 um 36,1 Prozent auf 688 Millionen Euro zurück.
Das Geschäft mit Öl und Gas stieg vor allem dank Zuwächsen im Gashandelsgeschäft um 17 Prozent auf 5 Milliarden Euro. Ursprünglich hatte BASF dieses Geschäft im Zuge eines Tauschs an den russischen Energieriesen Gazprom abgeben wollen. Im Gegenzug war die gemeinsame Erschließung von Gasfeldern in Westsibirien vorgesehen. Im vergangenen Dezember hatten die Partner den Deal aber wegen der Ukraine-Krise abgesagt. Wegen des Ölpreisverfalls ging das Ebit vor Sondereinflüssen jedoch um sechs Prozent auf 437 Millionen Euro zurück.
Die Zahl der Mitarbeiter stieg um 1,4 Prozent auf 113 896. Für 2015 erwartet BASFhöhere Ergebnisbeiträge im Chemie- und Pflanzenschutzgeschäft. Das Ergebnis von Öl und Gas soll wegen des niedrigen Ölpreises deutlich sinken. Zum Umsatzplus sollen die Segmente Functional Materials &Solutions sowie Performance Products beitragen. (dpa-AFX/gem)