VW-Chef Herbert Diess hat die Politik zu einer möglichst raschen Entscheidung über Kaufanreize für Autos wegen der Corona-Krise aufgerufen. "Baldige kraftvolle Maßnahmen wären wichtig", sagte der Manager am Montag im Wolfsburger Stammwerk zum Wiederanlauf der Produktion. Um den Nachfrageeinbruch abzufedern, brauche die Branche "so bald als möglich" Klarheit, ob auch mit staatlicher Hilfe der Absatz angekurbelt werden könne. Niedersachsens Ministerpräsident und Volkswagen-Aufseher Stephan Weil (SPD) meinte mit Blick auf die am Mittwoch geplanten Beratungen mit seinen Amtskollegen in den beiden anderen Autoländern Bayern und Baden-Württemberg, die Branche sei "von fundamentaler Bedeutung".
Die Autohersteller wünschten sich angesichts der Folgen der Pandemie Unterstützung aus der Politik, bekräftigte Diess am VW-Hauptsitz. Dort fuhr der Konzern zum Wochenbeginn die Fertigung nach fast eineinhalb Monaten Zwangspause wieder vorsichtig hoch. In der jetzigen Phase eines negativen Konsumklimas gebe es Sorgen vor Jobverlusten. "Letztlich geht es darum, die Wirtschaft wieder in Bewegung zu bringen", sagte Diess. "Wir würden uns freuen, wenn die Politik Konsumanreize setzt. Wir können gleichzeitig einen großen Schritt tun in Richtung Verbesserung der Umweltverträglichkeit."
Weil kündigt an, ein mögliches Prämienmodell zügig zu besprechen: "Uns ist bewusst, dass wir eine schnelle Entscheidung brauchen. Eine zu lange Diskussion des Themas dürfte fehl am Platz sein." Es gehe dabei nicht nur um große Konzerne. "Wir reden über jede Menge mittelständische Unternehmen überall in Deutschland."
Nach Ansicht von VW-Kernmarken-Geschäftsführer Ralf Brandstätter sollte die Bundesrepublik bei der Debatte über Auto-Kaufprämien in der Corona-Krise eine Schrittmacherrolle in der EU einnehmen. "Deutschland kann da einen Impuls setzen", sagte der Manager am Montag in Wolfsburg. Der Konzern fuhr an seinem dortigen Stammsitz die Fertigung schrittweise wieder hoch. "Wir müssen die Wertschöpfungsketten in Gang setzen", sagte Brandstätter. Derzeit liegt die Autonachfrage am Boden - auch weil viele Händler erst kürzlich wieder öffneten und Verbraucher zurückhaltend sind.
Geht es nach den Vorstellungen von Volkswagen, sollten nicht ausschließlich Autos mit alternativen Antrieben, sondern auch moderne Verbrenner in eine Absatzförderung eingebunden werden. Allein etwa auf E-Autos zu setzen, sei wegen der noch begrenzten Kapazitäten und dünnen Ladesäulen-Abdeckung wenig sinnvoll, sagte Brandstätter. "Deswegen sind wir der Meinung, dass auch eine Förderung des aktuellen Portfolios möglich ist". Nehme man mit Hilfe einer solchen umfassenden Prämie auch alte Autos von den Straßen, dürfte es einen "direkt spürbaren CO2-Effekt" geben. "Wir plädieren für ein einfaches Modell, das auch das aktuelle Fahrzeugangebot umfasst."
Rasche Beschlüsse der Politik seien nun notwendig. Starte eine Prämie im Mai, könne ein Aufholprozess gelingen - später, etwa im Herbst, sei eine schnelle Erholung der Branche schwieriger, so Brandstätter. (dpa-AFX/dpa/os)
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