München. Stundenlange Autofahrten in den Urlaub waren in den 1970-er Jahren für kleine Kinder kein Problem: Während Vater oder Mutter das Auto müde über den Brenner steuerten, schlummerten sie auf der umgeklappten Rückbank - natürlich ohne Kindersitz und Anschnallgurt. Seitdem hat sich in Sachen Fahrsicherheit eine Menge getan: Durch die Einführung der Gurtpflicht vor knapp 40 Jahren, Airbags und Knautschzonen ist die Zahl der tödlichen Unfälle rapide gesunken. Während 1970 noch rund 21.000 Menschen bei Verkehrsunfällen in Deutschland starben, waren es 2014 nur noch rund 3300. Mit der Verbreitung von Fahrer-Assistenzsystemen wie automatischer Bremshilfe oder Spurhalte-Alarm dürfte es künftig noch weniger schwere Unfälle geben.
Die Versicherer arbeiten bereits an Modellen für das Autofahren der Zukunft - bis hin zum selbstfahrenden Auto. «Das Geschäftsmodell der Kfz-Versicherungen steht vor massiven Änderungen», schreibt die Unternehmensberatung McKinsey in einer Studie. Künftig schwindet bei der Beurteilung der Risiken vor allem die Bedeutung des Fahrers.
«Derzeit sind etwa 90 Prozent aller Verkehrsunfälle durch menschliches Fehlverhalten bestimmt, nur zehn Prozent durch technische Fehler», sagt Allianz-Vorstand Alexander Vollert. Je stärker der Fahrer aber am Steuer von Assistenzsystemen unterstützt wird, desto geringer wird seine Bedeutung bei einem möglichen Unfall. «Das Risiko verlagert sich vom menschlichen Fehler seitens des Fahrers oder Verkehrsteilnehmers zum menschlichen Fehler des Entwicklers.»
Auf die Höhe der Versicherungsprämie wirken sich die Assistenzsysteme bereits jetzt aus: Autos mit Notbremssystemen, die Autos bei Geschwindigkeiten bis zu 30 Stundenkilometern vor einem drohenden Auffahrunfall automatisch abbremsen können, werden nach Angaben der Allianz bereits eine Typklasse geringer eingestuft als Autos ohne dieses System.