Die Zukunft kommt ganz leise um die Ecke - und mit zwei Minuten Verspätung. Über die Straße ragende Ästchen, ein zu weit vom Bordstein weg geparktes Auto und ein entgegenkommender Radfahrer mit wenig Abstand haben aufgehalten. Der selbst fahrende Minibus im Karlsruher Stadtteil Weiherfeld-Dammerstock ist darauf programmiert, lieber einmal zu früh zu stoppen. Sicherheitshalber.
Am vereinbarten Treffpunkt halten zwei Frauen schon Ausschau nach dem fahrerlosen Shuttle. Sie haben es nicht eilig. "Wir wollten es einfach mal ausprobieren", sagt Gudrun Vater, die mit ihrer 90-jährigen Mutter Sieglinde den Bus per Smartphone-App in die Dreisamstraße bestellt hat.
Seit Mitte April fahren drei E-Busse ("Vera", "Ella" und "Anna") im Rahmen eines vom Bundesverkehrsministerium geförderten Modellprojekts im normalen Straßenverkehr mit. Im Gegensatz zu anderen Shuttle-Projekten in Deutschland rollen die Karlsruher Busse nicht auf einer vorgegebenen Strecke, sondern frei und auf Abruf: von der Haustür zur Stadtbahnhaltestelle, zum nächsten Geschäft oder einfach für eine Rundtour durchs Quartier. Die Fahrt im führerlosen Bus ist kostenlos, muss aber zuvor über die App "eva-shuttle" bestellt werden. Das Projekt ist bis Ende Juni befristet und nach Angaben der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) bundesweit einmalig.