Die Autoindustrie kritisiert den Vorschlag der EU-Kommission für schärfere Kohlendioxid-Grenzwerte schon im Jahr 2025. Dies lasse nicht genug Zeit für technische Änderungen, monierte der Herstellerverband Acea. Zudem sei das für 2030 anvisierte Ziel von 30 Prozent CO2-Minderung "über die Maßen fordernd". Acea plädiere für ein Minus von 20 Prozent bis 2030. Schon das sei nur mit hohen, aber noch akzeptablen Kosten zu erreichen.
Autoindustrie kritisiert EU-Kommission
Der Verband der Automobilindustrie(VDA) erklärte in Berlin: "Der vorgelegte Entwurf stellt die Automobilindustrie vor extreme Herausforderungen. Ob diese vorgeschlagenen CO2-Zielwerte zu erreichen sind, ist aus heutiger Sicht mehr als fraglich und hängt maßgeblich davon ab, wie schnell alternative Antriebe in den kommenden Jahren von den Kunden angenommen werden und wie schnell die öffentliche Infrastruktur aufgebaut wird."
Skoda-Chef Bernhard Maier sagte auf dem Kongress der Automobilwoche in Berlin: "Wir müssen unsere Produktstrategie nachschärfen, um die Ziele 2030 zu erreichen".
Von Grünen und Umweltschützern kam nicht weniger heftige Kritik, nur mit anderer Stoßrichtung. "Die EU-Kommission ist vor den Autoherstellern eingeknickt", monierte der ökologisch ausgerichtete Verkehrsclub VCD. "Dieser lasche Vorschlag wird den Verkehrssektor nicht auf Klimakurs bringen." Der Grünen-Bundestagsfraktionsvize Oliver Krischer nannte den Entwurf eine Mogelpackung. Sein Europakollege Sven Giegold verlangte eine Senkung der Kohlendioxidwerte um 60 Prozent bis 2030.
Ähnlich drastische Einschnitte hält das Umweltbundesamt für nötig. UBA-Präsidentin Maria Krautzberger erklärte: "Wir brauchen eine Minderung der CO2-Flottengrenzwerte von fast 70 Prozent im Jahr 2030 gegenüber 2021."
Die Kritiker hoffen nun auf das Gesetzgebungsverfahren, an dem das Europaparlament und die EU-Mitgliedsländer beteiligt sind. Die Bundesregierung ist für Ziele, die "ehrgeizig sein sollen und erreichbar", wie Sprecher Steffen Seibert sagte. Wie sie sich genau positioniert, hängt vom Ausgang der Koalitionsgespräche von Union, FDP und Grünen ab.
Die EU-Kommission hatte zuvor ihre Vorschläge für klimafreundlichere Autos vorgestellt. So sollen Neuwagen bis 2025 im Schnitt zunächst 15 Prozent weniger Kohlendioxid ausstoßen, bis 2030 dann 30 Prozent weniger. Sonst drohen den Autobauern deftige Strafen. Zudem will die Kommission bis 2030 möglichst 30 Prozent Neuwagen mit Elektro- oder anderen alternativen Antrieben auf die Straße bringen. Dafür plant sie ein Anreizsystem für Hersteller, aber keine feste Quote.
Derzeit reichen die Regeln bis 2021. Dann dürfen alle Modelle eines Herstellers im Mittel nur 95 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen. Die neuen Zielvorgaben bauen darauf auf und gelten für die Jahre 2022 bis 2030. Künftig werden die Ziele aber nur noch in prozentualen Minderungsvorgaben ausgedrückt. (dpa/os)
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