Autohersteller beginnen großen Rückruf

Mit dem Porsche Macan startet der von den Autoherstellern zugesagte Rückruf von 630.000 Dieselfahrzeugen, deren Abgasreinigung erst bei hohen Außentemperaturen korrekt arbeitet.

Montag, 5. September 2016, 11.46 Uhr

Berlin. Der Rückruf von 630.000 Dieselfahrzeugen aufgrund zu hoher Abgaswerte beginnt mit dem Porsche Macan. Das KBA hat die Umrüstung des SUV genehmigt. nun müssen 10.500 Fahrzeuge in die Werkstätten. Die Nachbesserung soll dazu führen, dass die Abgasreinigung schon ab fünf Grad Außentemperatur in vollem Umfang aktiviert ist. Bisher ist das erst bei mehr als 17 Grad der Fall. Bei allen Macan, die künftig neu zugelassen werden, soll die Abgasreinigung ebenfalls entsprechend eingestellt werden.

Mit dem Macan beginnt der mehr oder weniger freiwillige Rückruf, zu dem sich die deutschen Hersteller nach Verhandlungen mit Verkehrsminister Alexander Dobrindt im April bereit erklärt haben. Zuerst hatte der "Focus" darüber berichtet. Nach Bekanntwerden des VW-Skandals hatte Dobrindt das KBA beauftragt, die Abgaswerte von Dieselfahrzeugen verschiedener Hersteller zu überprüfen. Dabei war aufgefallen, dass die Abgasregelung bei mehreren Modellen erst bei sommerlichen Temperaturen die Arbeit aufnimmt. Die Hersteller begründen das mit dem Schutz der Motors.

Audi ruft 60.000 Autos zurück

Zwar gibt es eine Ausnahmeregelung in der entsprechenden EU-Verordnung, diese ist aber als Ausnahme und von einigen Herstellern zur Regel gemacht worden. Bei 22 von 53 getesteten Modellen ist zweifelhaft, ob das Herunterregeln der Abgasreinigung tatsächlich notwendig ist, um den Motor vor Schäden zu schützen. Um einen Streit zu vermeiden, erklärten sich die Autobauer zu einem freiwilligen Rückruf bereit.

Die Abgasreinigung der Macan-Modelle mit Sechszylinder-Dieselmotor soll durch ein Software-Update verändert werden, sagte ein Sprecher. Die Kunden würden angeschrieben, sobald das KBA die Freigabe erteilt habe. Der Rückruf habe eigentlich schon Ende Mai beginnen sollen, man habe jedoch auf die Genehmigung durch die Behörde warten müssen. Bei den neuen Macan-Modellen wird das Update ab Werk installiert. Auf die Frage, warum es nun doch möglich sei, die Abgasregelung ohne drohende Motorschäden ab fünf Grad einzuschalten, sagte der Sprecher, man aber ständig an der Verbesserung der Technik.

Audi ruft in Europa rund 60.000 Fahrzeuge zurück. "Bei allen Modellen wird die Abgasregelung bei niedrigeren Außentemperaturen geändert", sagte ein Sprecher.

Daimler und Opel warten auf Freigaben

Bei Daimler wird der Start des Rückrufs noch etwas dauern. Ende des Jahres könnten die vom Partner Renault gelieferten Basismotoren von A-, B-, CLA- und GLA-Klasse umgerüstet werden. Mit dem KBA laufen derzeit Gespräche über die letzten Details. Man hoffe auf eine schnelle Genehmigung, sagte eine Sprecherin. Für die V-Klasse ist der Rückruf Unternehmensangaben zufolge schon "in der Umsetzung". Daimler ruft 247.00 Autos zurück und damit mehr als die Konkurrenten.

Bei Opel hat man ebenfalls noch nicht angefangen. Das KBA habe die Pläne noch nicht genehmigt, sagte ein Sprecher. Opel habe alle notwendigen Informationen fristgerecht vorgelegt. Bei Opel sind rund 90.000 Fahrzeuge der Modellreihen Zafira Tourer, Insignia und Cascada mit Euro-6-Dieselmotoren und Harnstoff-Kats betroffen. Eigentlich hätte der Rückruf schon im Sommer beginnen sollen.

Ergebnisse der Abgas-Nachmessungen von Dieselfahrzeugen durch das KBA im April 2016

Einsparung von 32.000 Tonnen Stickoxid

Unabhängig davon läuft der Rückruf bei Volkswagen. Der Konzern hatte im vergangenen Jahr zugegeben, bei weltweit rund elf Millionen Fahrzeugen mit Dieselmotor eine Software installiert zu haben, die die Abgasreinigung nur aktiviert, wenn das Auto auf einem Prüfstand steht. In Deutschland sind davon 2,4 Millionen Fahrzeuge betroffen. Unter den 630.000 "freiwillig" zurückgerufenen Autos sei allerdings kein Modell von VW Pkw, sagte ein Sprecher.

Allein die geänderten Einstellungen beim Porsche Macan sollen dem Bundesverkehrsministerium dazu führen, dass die betroffenen Modelle pro Jahr 32.000 Tonnen weniger Stickoxid ausstoßen als bisher. (dpa/swi)