Daimler hatte überraschend vergangene Woche bekannt gemacht, dass der Konzern einen Antrag auf Kronzeugenregelung bei den EU-Behörden eingereicht hat. Als Schuldeingeständnis will Zetsche das freilich nicht verstanden wissen. Man habe den gesamten Konzern in Folge der mittlerweile abgeschlossenen Kartelluntersuchungen im Lkw-Bereich auf ähnliche Risiken durchleuchtet. "Die Tatsache, dass wir hier gemeldet haben, hat überhaupt nichts damit zu tun, wie wir den Fall einschätzen", betont er.
Immerhin scheint Daimler aber zuversichtlich zu sein, mit dem Antrag Erfolg zu haben und als Kronzeuge Strafen womöglich zu entgehen - sofern es überhaupt welche gibt. Laut Finanzchef Bodo Uebber hat der Konzern keine Rückstellungen in der Bilanz für mögliche Strafen gebildet und hält das auch nicht für notwendig.
Dass der Fall den beiden Vorstandschefs die Laune nicht wenigstens zwischenzeitlich mal verdorben hat, ist kaum anzunehmen. Beim "Auto-Gipfel" ist es ihnen aber nicht anzumerken. Zetsche scherzt bei seinem Auftritt über ein Job-Angebot als Motorradverkäufer bei BMW, das er im Online-Karrierenetzwerk Linkedin bekommen habe. Müller bedankt sich für die Möglichkeit "Mercedes-Luft" zu schnuppern - fühle sich sauber an. Daimler ist dieses Jahr Gastgeber des Treffens in Stuttgart und dem nahen Sindelfingen. Im Kessel der Landeshauptstadt herrscht gerade wieder Feinstaubalarm.
BMW konnte zumindest über den Daimler-Vorstoß vergangene Woche nicht lachen. Das ist bekannt, obwohl Vorstandschef Harald Krüger seinen Auftritt beim "Auto-Gipfel" kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen abgesagt hatte. Man sei "irritiert" gewesen, hatte es Einkaufsvorstand Markus Duesmann am Wochenende in einem Interview in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" formuliert. Es sei rückblickend ein komisches Gefühl gewesen, dass man mit Wettbewerbern über Zusammenarbeit rede, während deren Juristen die Zusammenkünfte schon angezeigt hätten. (Von Nico Esch, dpa, und Marco Engemann, dpa-AFX)
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