Der Aufsichtsratsvorsitzende von Thyssenkrupp, Siegfried Russwurm, hat Sonderzahlungen von rund 900.000 Euro an die Vorstände des angeschlagenen Stahl- und Industriekonzerns gegen Kritik aus den Reihen der Beschäftigten verteidigt. "Alle Aufsichtsratsmitglieder haben dieser Sondervergütung zugestimmt", schreibt Russwurm in einem Brief an die Mitarbeiter, der der Deutschen Presse-Agentur vorlag. Die Arbeitnehmer stellen die Hälfte der Aufsichtsratsmitglieder bei Thyssenkrupp. Zuerst hatte das "Handelsblatt" über den Brief berichtet.
Vertrauensleute der IG Metall hatten in einem Brief an den Konzernvorstand den Bonus scharf kritisiert. In einem Geschäftsjahr, in dem Thyssenkrupp Milliardenverluste schreiben musste, Zehntausende Beschäftigte in Kurzarbeit seien und überall Sparmaßnahmen ergriffen wurden, seien die Erfolgs-Boni "mit keinem Argument zu rechtfertigen", heißt es darin. Der Vorstand solle als solidarisches Signal, "dass wir in schwierigen Zeiten zusammenstehen", auf die Sonderzahlung verzichten.
Vorstandschefin Martina Merz hat laut Geschäftsbericht eine einmalige Sondervergütung von 500.000 Euro erhalten, ihre Vorstandskollegen Oliver Burkhard und Klaus Keysberg bekamen jeweils 200.000 Euro. Der Vorstand habe beim Verkauf der Aufzugssparte für 17,2 Milliarden Euro "Außergewöhnliches geleistet", heißt es zur Begründung.