Wolfsburg. Die Machtfrage bei Volkswagen steht vor dem Hintergrund einer besonderen Konstellation aus Familienunternehmen, Börsenorientierung, Einfluss der öffentlichen Hand und einem starken Betriebsrat. Das alles spiegelt sich auch im 20-köpfigen Aufsichtsrat wider. Ihn leitet der VW-Patriarch und Großaktionär Ferdinand Piëch.
Der 78-Jährige war früher VW-Vorstandschef und gilt mit seinem Familienstamm Porsche/Piëch als Mittelpunkt der Macht. Der PS-Clan mit Wurzeln beim VW-Käfer-Ingenieur Ferdinand Porsche hält über seine schwäbische Porsche-Holding PSE die Mehrheit im Volkswagen-Konzern. Sie hängt an den stimmberechtigten Stammaktien der Wolfsburger.
Doch mit ihrer Stimmenmehrheit können die Porsches und Piëchs bei VW noch lange nicht allein durchregieren. Denn auf ihrer Kapitalseite stehen zwei der insgesamt zehn Aufsichtsratssitze dem zweitgrößten Volkswagen-Eigner Niedersachsen zu.
Derzeit vertreten Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil sowie dessen Wirtschafts- und Verkehrsminister Olaf Lies (beide SPD) die Beteiligung des Landes im Kontrollgremium. Die Vergangenheit zeigte mehrfach, dass Arbeitnehmerseite und Land oft als Allianz agierten.
Die zehn Sitze des Arbeitnehmerflügels im Aufsichtsrat werden geführt von VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh. Sowohl der Betriebsrat als auch das Land haben sich nach der Kritik von Piëch an Winterkorn hinter den VW-Chef gestellt und ihm demonstrativ den Rücken gestärkt. Auch Porsches Familiensprecher Wolfgang Porsche zählt zu der Allianz.
Für eine Absetzung Winterkorns müsste dieser sich laut Aktiengesetz eine «grobe Pflichtverletzung» geleistet haben oder «unfähig zur ordnungsmäßigen Geschäftsführung» sein. Und laut Mitbestimmungsgesetz müssten zudem für sein Aus mindestens 14 der 20 Kontrolleure stimmen. (dpa/gem)