Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental überraschte am Mittwoch mit der zweiten Gewinnwarnung im laufenden Geschäftsjahr. Bereits Mitte April hatte der Tech-Konzern unter Leitung von Elmar Degenhart die Ziele nach unten korrigieren müssen. Conti hatte die Prognose zum Ertrag für das erste Halbjahr um 150 Millionen Euro gekappt. Bei der Halbjahresbilanz warnte das Management vor einem Durchhänger wegen des neuen Abgas-Prüfverfahrens WLTP. Damals war der Konzern aber noch von einem starken Schlussquartal ausgegangen.
Die aktuelle Gewinnwarnung kam nur knapp drei Wochen nach der Bestätigung des alten Ausblicks. Infolge der neuesten gekappten Prognose brach der Kurs zeitweise um mehr als 15 Prozent ein.
"Möglicherweise beinhaltet der starke Kursrückgang zum Teil auch die Unsicherheit der Marktteilnehmer über die anstehende Umstrukturierung der Continental AG", meint Nord-LB-Analyst Frank Schwope. Das Unternehmen will sich in eine Reifen-, eine Autozuliefer- und eine Antriebsstrang-Sparte gliedern. Letztere soll Anfang 2019 abgespalten werden. Nun ist klar: Die für das Jahr 2019 geschätzten Ziele können auch bei Powertrain nicht mehr erreicht werden. Am geplanten Börsengang der Antriebssparte will man aber festhalten, betonte Continental.
Probleme könnte der Konzern in den nächsten Monaten zudem durch die WLTP-Problematik aber auch durch zunehmende weltweite Handelskonflikte bekommen.
Anders als bei der vergleichsweise moderaten Reaktion auf die Gewinnwarnung Mitte April kam es am Mittwoch zu einer massiven Verkaufswelle: Binnen einer Stunde verloren die Conti-Papiere fast 5,4 Milliarden Euro an Börsenwert und fanden sich auf dem tiefsten Niveau seit November 2016 wieder. Auch die Papiere von Autobauern und die anderer Teilehersteller wie Schaeffler, Leoni oder Hella gerieten in den Abwärtssog.
Analyst Schwope ist dennoch optimistisch: Die recht niedrige Verschuldung des Konzerns, lasse grundsätzlich "deutlichen Raum sowohl für weitere Übernahmen auch im Milliarden-Bereich als auch für Investitionen in Zukunftsthemen wie Digitalisierung und Elektrifizierung", so der Analyst.