Am Donnerstag präsentiert der Zulieferer und Reifenhersteller Continental seine Zahlen für das zweite Quartal. Dabei dürfte das Unternehmen von der guten Autokonjunktur der vergangenen Monate profitiert und ein ordentliches Ergebnis eingefahren haben. Die Zukunftsaussichten sind jedoch weniger rosig.
Analysten rechnen mit starkem zweiten Quartal
Der seit Dezember amtierende Conti-Chef Nikolai Setzer hat die Prognose wegen der im September anstehenden Abspaltung der Antriebstechnik jüngst angepasst. Die Powertrain-Sparte unter dem Namen Vitesco soll über einen reinen Spin-Off an die Conti-Aktionäre verteilt werden, diese erhalten dann für je fünf Conti-Aktien einen Anteilsschein von Vitesco. Bei Vitesco ist das Geschäft von Verbrenner- und Elektroantrieben gebündelt.
Die Hannoveraner selbst wollen sich mehr auf Elektronik, Sensorik und Software fokussieren - und natürlich auf die so gewinnträchtige Reifen- und Kunststoffsparte. Im eigenen Autozuliefergeschäft peilt Conti bisher einen Umsatz von 16 bis 17 Milliarden Euro (VJ: 15,3) an bei einer um Sondereffekte bereinigten Marge vor Zinsen und Steuern von einem bis zwei Prozent (VJ: -1,8).
Für Reifen und Kunststofftechnik geht Setzer von einem Erlös in Höhe von 16,5 bis 17,5 Milliarden Euro aus (VJ: 15,6). Das Geschäft ist plangemäß mit 11,5 bis 12,5 Prozent operativer Marge deutlich lukrativer (VJ: 11,3).
Insgesamt rechnet Conti im fortgeführten Geschäft also mit einem Umsatz von 32,5 bis 34,5 Milliarden Euro. Die operative Marge soll zwischen sechs und sieben Prozent liegen. Der freie Barmittelzufluss vor Zu- und Verkäufen von Unternehmensteilen sowie den Effekten der Abspaltung soll 1,1 bis 1,5 Milliarden Euro erreichen, kalkulierte Finanzchef Wolfgang Schäfer zuletzt.
Im zweiten Quartal soll es dem von Conti selbst erhobenen Stimmungsbild zufolge wieder deutlich aufwärts gehen im Vergleich mit dem pandemiebelasteten Vorjahresquartal. So dürfte laut den Experten der gesamte Konzernumsatz um fast 50 Prozent auf 9,8 Milliarden Euro anwachsen. 2019 hatte Conti im gleichen Zeitraum noch 11,3 Milliarden Euro Erlös erzielt.
Das bereinigte operative Ergebnis dürfte den Experten zufolge bei 556 Millionen Euro liegen mit einer Marge von 5,7 Prozent. Vergangenes Jahr war ein operativer Verlust von 634 Millionen Euro angefallen. Unter dem Strich sollte diesmal ebenso ein Gewinn stehen, hier schätzen die Analystinnen und Analysten einen Gewinn von 313 Millionen Euro. Vergangenes Jahr war der Verlust 741 Millionen Euro hoch.
Nach dem starken Jahresstart dürften die Ergebnisse im zweiten Quartal nun etwas schwächer ausfallen, schrieb Goldman-Sachs-Analyst George Galliers in seinem Ausblick auf die Zahlen. Die Margen im Autozuliefergeschäft stünden unter Druck. Unter anderem in China, dem wichtigsten Automarkt der Welt, sorgte zuletzt die Knappheit von Halbleitern in der Autoproduktion für Probleme. Die weltweite Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen dürfte gegenüber dem ersten Quartal um zehn Prozent gesunken sein, schätzt Galliers.
RBC-Experte Tom Narayan sieht die weltweite Autoproduktion auch erst 2022 wieder auf Vorkrisenniveau. Im zweiten Quartal dürfte das weggefallene Produktionsvolumen infolge der Chiplieferschwierigkeiten den Höhepunkt erreicht haben. In der Sparte mit Reifen- und Kunststofftechnik sei aber dank starker Ersatzreifennachfrage Raum für eine erhöhte Prognose, meint Galliers von Goldman.
Für Continental als Autozulieferer ist vor allem die Zahl der produzierten Autos wichtig, weil sie darüber entscheidet, wie viele Teile die Hersteller bei den Zulieferern abrufen. Bei der Zahlenvorlage wird für Anleger daher interessant, wie Conti sich zu den Aussichten in der Branche äußert. Schätzungen zufolge sollte die Produktion von Autos dieses Jahr bislang um neun bis zwölf Prozent zulegen. Auch die zuletzt deutlich steigenden Preise bei vielen Rohmaterialien könnten bei Conti stärker in den Fokus rücken. Zuletzt schraubte Schäfer die Schätzung für Belastungen für die Gummigeschäfte auf 350 Millionen Euro in die Höhe. (dpa/swi)
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