Im Bieterkampf um den angeschlagenen Lichtkonzern Osram hat der österreichische Halbleiterhersteller AMS sein Angebot auf den letzten Metern erhöht. Unmittelbar vor Ablauf der Angebotsfrist am Dienstag stockte AMS seine Offerte am Freitag von 38,50 auf 41 Euro je Aktie auf: Für nunmehr 4,6 Milliarden Euro wollen sie den Münchner Konzern komplett übernehmen.
Damit reagierten die Österreicher auf die Ankündigung der US-Finanzinvestoren Advent und Bain Capital vom Mittwoch, das bisherige AMS-Angebot zu überbieten. Die Osram-Aktie legte am Freitag um gut 2 Prozent auf fast 40 Euro zu.
Die IG Metall lehnt eine Übernahme von Osram durch die kleinere, hoch verschuldete AMS strikt ab und warnte, schon die Bieterschlacht gefährde die Arbeitsplätze. "Der Poker um Osram am Kapitalmarkt schadet dem Unternehmen und muss beendet werden", sagte der bayerische IG-Metall-Chef Johann Horn am Freitag in München. IG-Metall-Vorstandsmitglied Irene Schulz sagte: "Die Innovationskraft der engagierten 26.000 Beschäftigten darf nicht durch das Geschacher am Kapitalmarkt aufs Spiel gesetzt werden."
Die Gewerkschaft warnte, AMS wolle mit Entlassungen 120 Millionen Euro jährlich einsparen, wesentliche Teile des Münchner Stammsitzes auflösen, die Digitalsparte verkaufen "und Osram damit de facto zerschlagen". AMS teilte mit, man werde die Osram-Werke "in Regensburg, Berlin, Schwabmünchen, Herbrechtingen, Traunreut und Eichstätt für mindestens 3 Jahre weiterbetreiben" und Arbeitsplätze in der Fertigung und in der Entwicklung in Deutschland schaffen.
Nun sind die Aktionäre am Zug - das Übernahmeangebot von AMS läuft am Dienstag um Mitternacht aus. Bedingung für den Erfolg ist, dass 62,5 Prozent der Aktionäre ihre Anteile verkaufen.
Wie viel Adent und Bain Capital den Aktionären zahlen wollen, ist noch unklar. Der bayerische IG-Metall-Chef Horn forderte sie am Freitag auf, ihr angekündigtes Angebot schnell zu konkretisieren.
AMS warf den US-Konkurrenten im Bieterkampf vor, ihr Angebot sei unsicher, weil es unter dem Vorbehalt einer vertieften Unternehmensprüfung und der Finanzierung stehe. Das eigene Angebot sei durch Bankkredite in Höhe von 4,4 Milliarden Euro gesichert.
Die IG Metall warnte: "Aufgrund der hohen Verschuldung, die AMS dem gemeinsamen Unternehmen und damit auch Osram aufbürden würde, sowie der fehlenden Integrationserfahrung von AMS wäre die Fortexistenz des gesamten Unternehmens gefährdet."
Osram ist die Nummer eins bei Auto- und Sensorlicht, schreibt aber seit drei Quartalen Verluste. AMS-Chef Alexander Everke sagte: "Unsere strategische Vision ist es, einen globalen Technologieführer für Sensoriklösungen und Photonik zu schaffen."
Im Osram-Management gibt es Bedenken, ob AMS die Übernahme finanziell und organisatorisch stemmen kann. Vorstandschef Olaf Berlien und Aufsichtsratschef Peter Bauer erklärten, sie würden ihre eigenen Aktien nicht an AMS verkaufen. (dpa)
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