Stuttgart. Die Geschichte des Sportwagenbauers Porsche beginnt mitnichten erst 1948 mit dem sogenannten Ur-Porsche. 50 Jahre vorher konstruierte der legendäre Gründer der Sportwagen-Dynastie, Ferdinand Porsche (1875-1951), bereits den «P1» - eine Art Kutsche mit Elektroantrieb. Dieser Porsche kam noch mit drei PS aus, war mehr als 100 Jahre spurlos verschwunden und steht jetzt da, wo er aus Sicht vieler Autofans hingehört: im Porsche-Museum am Stammsitz in Stuttgart-Zuffenhausen. Ferdinand Porsche hatte ihn 1898 gebaut, als er Entwickler beim Wiener Kutschenfabrikant Lohner war.
Wien, 26. Juni 1898: Zwischen den Pferdekutschen rollt ein merkwürdiges Gefährt durch die Straßen. Sein Name: «Egger-Lohner-Elektromobil Modell C.2 Phaeton». Am Lenkrad: Ferdinand Porsche, experimentierfreudiger Ingenieur, 23 Jahre alt. In alle wichtigen Bauteile seiner Konstruktion hat er das Kürzel «P1» geschlagen, das dem Elektrowagen seinen inoffiziellen Namen gibt.
Angetrieben wird das Gefährt - das Technik-Geschichte schreiben sollte - von einem Elektromotor, der satte drei PS leistet. Manchmal auch fünf PS. Der «P1» verfügt über zwölf Fahrstufen. Gelenkt wird über die Vorderachse, der Motor sitzt hinten. Die übliche Reisegeschwindigkeit beträgt 25 Stundenkilometer, aber auch Tempo 35 ist mal drin. «Die Reichweite von 80 Kilometern lässt uns heute noch staunen», sagt der Leiter des Porsche-Museums, Achim Stejskal. Auch bemerkenswert: die Wechselkarosserie, mit der das Gefährt als Cabrio und geschlossen genutzt werden kann.
1902 wird der «P1» abgestellt - in einem Schuppen mit einem von Ferdinand Porsche unterschriebenen Vermerk «Bitte abstellen in Wagenremise». Dort bleibt er stehen und gerät in Vergessenheit. Genauso wie drei weitere Modelle. Nach einem Umzug in eine andere Halle verliert sich die Spur des «P1». Der Dornröschenschlaf beginnt.