München. Europas größter Versicherer Allianz wird auch Versicherungsschutz für selbstfahrende Autos anbieten. Das sagte Allianz-Manager Alexander Vollert dem Nachrichtenmagazin "Focus". "Für uns wird sich dabei allerdings die Risikoeinschätzung ändern. Das Risiko verlagert sich vom menschlichen Fehler seitens des Fahrers oder Verkehrsteilnehmers zum Entwickler", sagte Vollert.
Ähnlich hatte sich die Allianz schon vor einigen Monaten in einem Gespräch mit der Automobilwoche geäußert. Weiter sagte ein Allianz-Sprecher: "Die Risikoparameter müssen neu eingestellt werden. Wenn in zehn bis 15 Jahren das Auto in einem hohen Maße automatisiert fährt, wird sich der Einfluss der klassischen, fahrerbezogenen Merkmale auf unsere Versicherungsmodelle abschwächen. Das Risiko verlagert künftig sich vom menschlichen Fehler beim Fahrer oder Verkehrsteilnehmer zum menschlichen Fehler beim Entwickler.“
Ein Versicherungsmodell könnte laut ADAC eine Pool-Lösung sein, zu der sich Hersteller und Versicherer zusammentun. Beide Parteien würden dann in einen Topf einzahlen, woraus dann bei möglichen Unfällen gezahlt wird. Details zur Poollösung sind bei der Allianz aber noch nicht in Erfahrung zu bringen.
Mercedes-Benz hat auf der weltweit wichtigsten Technikmesse CES in Las Vegas am vergangenen Montag einen selbstfahrenden Mercedes-Prototyp präsentiert, den F015 luxury in motion. Nach Einschätzung von Daimler-Chef Dieter Zetsche sollte er im nächsten Jahrzehnt regulär auf die Straße kommen dürfen. Dabei sei die Klärung offener rechtlicher und ethischer Probleme für den Zeitplan entscheidend - «die wesentlichen Technologien dafür sind schon serienreif», sagte Zetsche. Neben Haftungsfragen gehe es dabei auch um das Verhalten der Technik bei einem Unfall.
Versicherungsmanager Vollert glaubt derweil nicht an das vollkommen selbstständig fahrende Auto der Zukunft. Es sei fraglich, "ob man sein Auto überhaupt autonom fahren lassen darf", sagte Vollert. Das hänge davon ab, wie sich die rechtlichen Vorgaben änderten. Bisher sei das im Wiener Übereinkommen von 1968 geregelt gewesen: "Jeder Führer muss dauernd sein Fahrzeug beherrschen." Im vergangenen Jahr habe ein Ausschuss der Vereinten Nationen die Konvention ergänzt. "Danach sind Systeme, mit denen ein Pkw autonom fährt, zulässig, wenn sie jederzeit vom Fahrer gestoppt werden können. Daraus folgt, dass auch künftig ein automatisiertes Fahrzeug nur mit einem gültigen Führerschein gefahren werden darf", sagte Vollert. (mit Material von dpa)