Gegenseitige Schuldzuweisungen haben den zweiten Tag des Audi-Dieselprozesses vor dem Landgericht München geprägt. In Erklärungen der Verteidiger gab der angeklagte Motorentwickler Giovanni P. seine Beteiligung an den Abgas-Tricksereien zu, sah sich aber in der Rolle eines untergeordneten Befehlsempfängers: "Alles wurde von oben bestimmt", sagte sein Anwalt Walter Lechner am Dienstag. Die Verteidiger des früheren Audi-Motorenchefs Wolfgang Hatz warfen Giovanni P. Lügen vor. "Herr Hatz hat derartiges nicht gebilligt", und er hätte das auch "niemals geduldet", sagte sein Anwalt Gerson Trüg.
Die Anklage wirft dem ehemaligen Audi-Chef Rupert Stadler sowie den Ingenieuren Hatz, Giovanni P. und Henning L. Betrug vor. Die drei Ingenieure sollen 2008 zusammen dafür gesorgt haben, dass die großen Audi-Dieselmotoren die Abgas-Grenzwerte mit Hilfe illegaler Software auf dem Prüfstand einhalten, auf der Straße aber überschreiten. Das sollte laut Anklage ermöglichen, die Autos ab 2009 ohne nachträglichen Einbau größerer Adblue-Tanks zur Abgasreinigung zu verkaufen. Stadler soll erst 2015 von Manipulationen erfahren, aber den Verkauf in Europa nicht gestoppt haben.