Airbus, Siemens, BMW - immer mehr Industrieunternehmen in Großbritannien wagen sich in Sachen Brexit inzwischen aus der Deckung. Sie fordern ganz offen eine Abkehr vom harten Brexit-Kurs der Regierung. Vor allem aber wollen sie endlich Klarheit, wie das künftige Verhältnis zwischen der EU und Großbritannien aussehen soll.
Jaguar Land Rover hat seinerseits bereits mit Konsequenzen gedroht, falls der Brexit zu teuer werden sollte. Einen Wegzug aus Großbritannien schließt der Hersteller laut Informationen vom "Handelsblatt" nicht aus, allerdings nur dann, wenn dies die einzige Lösung wäre, "das Unternehmen zu retten". "Ein schlechter Brexit-Deal würde Jaguar Land Rover jedes Jahr mehr als 1,2 Milliarden Pfund Gewinn kosten", erklärte Konzernchef Ralf Speth. "Wir brauchen dringend mehr Sicherheit, um weiter stark in Großbritannien zu investieren und unsere Lieferanten, Kunden und 40.000 Angestellte in Großbritannien zu schützen", erklärte Jaguar Land Rover. Wenn der freie Handel mit der EU und der unbeschränkte Zugang zum Binnenmarkt verloren gingen, sei die Zukunft ungewiss.
Das Kabinett will sich am Freitag bei einer Sondersitzung auf dem Landsitz Chequers auf einen Plan für die Nach-Brexit-Zeit einigen. Doch es ist weiterhin tief zerstritten. Die einen fordern einen klaren Bruch mit Brüssel. Die anderen wollen so eng wie möglich an die EU und ihre Institutionen gebunden bleiben.
Der Regierung zufolge gibt einen Mittelweg - doch wie der aussehen soll, ist noch geheim. Wird man sich darauf einigen können? Wird er geeignet sein, die stockenden Verhandlungen mit Brüssel wiederzubeleben? Spekulationen, May könnte nun doch eine enge Anbindung an die EU suchen, haben das Brexit-Lager misstrauisch gemacht. Werden sie May stürzen? Sicher ist nur eines: Die Uhr tickt - und am 29. März 2019 wird Großbritannien aus der EU ausscheiden, mit Abkommen oder ohne.